Gedanken zum 2. Sonntag im Lesejahr A (Joh 1,19-34)

Schwestern und Brüder

Das heutige Evangelium erzählt uns von der Begegnung zwischen Johannes dem Täufer und Jesus. Dies ist das erste Erscheinen des Herrn im Johannesevangelium. Der nächste Tag bricht an und Johannes setzt seine Arbeit als Zeuge fort. Er bekennt, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist. Jesus geht an ihm vorbei, und als Johannes ihn vorbeigehen sieht, sagt er: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“

Johannes sagt nicht: „Seht, der Messias.“ Er sagt nicht: „Seht da, der Sohn Gottes.“ Er sagt: „Seht, das Lamm Gottes.“ Was für eine Erklärung von Johannes! Lämmer sind sehr wichtig für ein Hirtenvolk, und natürlich denken wir vor allem an das Lamm, wenn Jesus sagt, dass er der Hirte ist und die Lämmer seine Stimme hören und ihm folgen.

Aber das ist nicht das, was Johannes im Sinn hat. Johannes denkt an etwas viel Tieferes, etwas viel Wichtigeres. Er sagt seinen Jüngern, dass dies das Opferlamm ist, das zu der Zeit geopfert wurde, als das Volk in der Sklaverei Ägyptens war. Das Lamm wurde in jener schrecklichen Nacht geopfert, und sein Blut wurde an die Türe aller Kinder Israels gestrichen, und das Lamm wurde das Opfer, durch das sie alle befreit wurden.

Dies ist das Lamm, das das Opferlamm ist. Das ist der Messias, der als Opferlamm zu uns kommt und, wie Johannes sagt, sein ganzes Leben auf Erden opfert, damit die Sünden vergeben werden können.

Kann dieses Lamm die Sünde der Welt wegnehmen? Wie können wir dies verstehen? Sünde ist ein sehr interessantes Wort, und es bedeutet, dass du versagt hast zu lieben. Gott hat dir seine Liebe geschenkt und du wendest dich von ihm ab. Gott hat dir Jesus gegeben, und er wird zum Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, um dir die Tiefe der Liebe Gottes zu zeigen. Wenn wir sagen: „Ich habe gesündigt“, haben wir nicht nur ein Gebot gebrochen, sondern ein Versprechen; wir haben den Kontakt zu einem Menschen abgebrochen und ihn ans Kreuz geliefert.

Das Zeugnis des Johannes ist erstaunlich. Indem er Jesus das Lamm nennt, verkündet Johannes seinen Opfertod. Er ist das Lamm, das nicht die Sünde ersetzt, sondern die Sünde wegnimmt. Jesus ist das Lamm, das nicht nur gekommen ist, um durch seinen Opfertod die Sünden Israels wegzunehmen, sondern die Sünden der ganzen Welt.

Johannes setzt sein Zeugnis fort, indem er erklärt, dass er kam und mit Wasser taufte, um Israel das Lamm Gottes zu offenbaren. Denn wenn Jesus zur Taufe ins Wasser geht, mit uns eins wird, mit uns durchs Leben geht, fühlt, was wir fühlen, hofft, was wir hoffen, wenn er das tut, dann kommt er, um alle Sünde wegzunehmen. Denn wenn Sünde eine Sünde gegen die Liebe Gottes ist, dann erlöst uns Jesus durch seine große Liebe, nicht nur zu Gott, seinem Vater, sondern zu uns allen. Und es ist die Liebe Jesu, die uns vergibt, denn er hat es uns nie vorgeworfen oder auf eine Entschuldigung gewartet.

Johannes wurde von Gott gesandt, um mit Wasser zu taufen. Aber derjenige, auf den der Geist herabkommt, wird mit dem Heiligen Geist taufen. Im Alten Testament verkündeten die Propheten über die Taufe mit dem Heiligen Geist.  Dies ist das Unterscheidungsmerkmal zwischen der Taufe des Johannes und der Taufe Jesu. Die Taufe des Johannes wurde als Taufe zur Umkehr und zur Vergebung der Sünden beschrieben.

Die Taufe Jesu ist größer, denn sie diente nicht nur der Vergebung der Sünden, sondern war das Symbol für den Eintritt in das Reich Gottes. Als Jesus kam und die Menschen sich ihm unterwarfen, erlebten sie die Wiederherstellung des Bundes Gottes, die Wiederherstellung des Segens Gottes und die Wiederherstellung des Reiches Gottes gegenüber den Menschen. 

Deshalb ist Jesus gekommen, und deshalb sagen wir heute mit großer Dankbarkeit: Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt und alles, was zwischen uns und der Liebe eines liebenden Vaters steht, der uns Jesus gegeben hat, um uns den Weg zu zeigen, und der uns, wie im heutigen Evangelium erwähnt, mit seinem Heiligen Geist erfüllt. Amen.