Gedanken zum Palmsonntag Lesejahr C (Lk 19, 28-38)

Liebe Schwestern und Brüder

Heute feiern Christen auf der ganzen Welt den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem. Wir bezeichnen ihn gewöhnlich als „Palmsonntag“, weil die Menge ihn begrüßte, indem sie ihm Palmzweige auf den Weg legte. In der Bibel heißt es, dass „die Schar der Jünger begann freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben …. Sie riefen ‚Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn!‘“ (Lk 19, 37-38). Diejenigen, die ihn begrüßten, waren überzeugt, dass er der Messias – der  „Gesalbte“ war, der von Gott gesandt wurde, um sein Reich auf Erden zu errichten.

Es muss ein dramatischer Anblick gewesen sein, als Jesus sich Jerusalem auf einem Esel näherte. Aber nicht alle in Jerusalem hießen ihn willkommen; das heißt, dass „die ganze Stadt erregt war und fragte: ‚Wer ist das?‘“ Doch schon bald wandten sich viele gegen Jesus und forderten seinen Tod: „Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? fragte Pilatus. Da schrien sie alle:  „Ans Kreuz mit ihm“ (Mt 27, 22).

Warum wandte sich die Menge so schnell gegen Jesus? In der einen Woche hießen sie ihn willkommen, und in der nächsten verlangten sie, dass er gekreuzigt wird. Es waren nicht unbedingt dieselben Leute, die ihn willkommen geheißen hatten, aber die Umkehrung ist dennoch bemerkenswert. Waren sie enttäuscht, weil er sich weigerte, ein irdisches politisches Reich zu errichten? Wahrscheinlich! Aber Jesus ist nicht gekommen, um ein neues politisches System einzuführen. Er kam vielmehr, um unsere Herzen zu verändern und uns durch seinen Tod und seine Auferstehung von unseren Sünden zu erlösen. In dieser letzten Woche vor seinem Tod erklärte er: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen. … Mein Königtum ist nicht von hier“ (Joh 18,36). Das enttäuschte diejenigen zutiefst, die gehofft hatten, er würde die verhassten römischen Besatzer hinauswerfen. Vielleicht missfiel ihnen auch seine Aufforderung, Buße zu tun.

Der Palmsonntag ist trotz all seiner Freudenrufe ein Tag der Kontraste und Widersprüche. Wir sehen die Widersprüche in Jesus selbst: Der König der Schöpfung reitet auf einem Esel. Ein Mann, der die Zukunft zu kennen scheint, geht bereitwillig auf den Tod zu.

In der Karwoche sind wir eingeladen, uns mit Jesus auf den Weg zu machen, um diese Konfrontation der Widersprüche zu erleben. Wir sind aufgerufen, uns unseren eigenen Widersprüchen mit Gott zu stellen. Was ist vor unseren Augen verborgen? Wenn Gott allmächtig ist, warum lässt er dann Krieg, Krankheit und Armut zu?  Warum antwortet Gott nie auf unsere Fragen?

Wenn wir die Schichten des Schmerzes und des Leidens der Karwoche abtragen, finden wir einen Gott, dessen allmächtige Kraft und Wissen Liebe ist. Wir finden einen Gott, der um uns weint, wenn wir blind für die Realität unserer Situation sind. Wir finden einen Gott, der uns in Demut dient. Wir finden einen Gott, der uns aus Liebe vergibt.

Die ganze heilige Liturgie der Karwoche bringt uns mit dem Erlösungswerk Christi in Berührung, und wir sollten alle unser Bestes geben, um an diesen Feiern teilzunehmen,  dadurch dürfen wir die Gnade und Liebe Christi erfahren. Amen.