Gedanken zum 4. Adventssonntag B (Lk 1:26-38)

Die Geschichte von Maria

Das Evangelium dieses vierten Adventssonntags lädt uns ein, uns auf Maria zu konzentrieren, wie sie ihre Vorbereitungen für das erste Weihnachtsfest begann. Im Neuen Testament finden wir zwei Versionen der Weihnachtsgeschichte. Matthäus erzählt Josefs Geschichte und Lukas erzählt Marias Geschichte. Matthäus erzählt die Geschichte, wie ein Mann sie erzählen würde. Lukas betont die Dinge, die eine Frau für wichtig halten würde.

Was wissen wir über Maria aus dem Lukasevangelium? 

Als die Geschichte beginnt, ist Maria mit Josef „verlobt“. Das bedeutet, dass sie formell zugestimmt hatte, ihn zu heiraten, aber die „Hochzeit“ hatte noch nicht stattgefunden. Zwischen der „Verlobung“ und dem „Hochzeitsfest“ lag ein Zeitraum, der normalerweise sechs Monate bis zu einem Jahr dauerte. Während dieser Zeit galt das Paar als verheiratet und wurde Mann und Frau genannt, aber sie lebten nicht zusammen. Nach dem öffentlichen Hochzeitsfest würden Maria und Josef als Mann und Frau zusammenleben.

Eine unerwartete Veränderung im Leben

Genau an diesem Punkt bricht Gott ein. Er ist dabei, ein unbekanntes Mädchen im Teenageralter zu bitten, an etwas teilzunehmen, dass völlig unglaublich ist. Was Gott Maria zu tun auffordert, wird ihr Leben für immer verändern. Vorbei sind die glücklichen Träume von einem schönen Hochzeitsfest. Es wird alles geschehen, aber nicht so, wie sie es erwartet hat.

Gabriels Erscheinung

Der Evangelist Lukas erzählt uns, wie alles begann (1:26-38). Im sechsten Monat schickte Gott den Engel Gabriel nach Nazareth, einer Stadt in Galiläa, zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Josef, einem Nachkommen Davids, versprochen war. Der Name der Jungfrau war Maria.

Maria sah einen Engel namens Gabriel. Wir kennen seinen Namen, weil der Text es uns sagt; wir wissen nicht, ob Maria seinen Namen kannte. Wir wissen, dass es geschah, während sie und Josef „versprochen“ hatten zu heiraten. Da betonen zwei Tatsachen über Maria. Erstens, sie ist eine Jungfrau. Zweitens, sie hat keine Ahnung, was passieren wird.

Maria ist völlig im Dunkeln, ohne eine Ahnung, dass sich ihr Leben für immer verändern wird. Maria und Gabriel sind dabei, ein Gespräch zu führen, in dem Gabriel den größten Teil des Redens übernehmen wird. Sie antwortet auf das, was er sagt. Jedes Mal, wenn Maria antwortet, sehen wir, wie sie beginnt, das Unmögliche zu glauben.

Herzlichen Glückwunsch! Du bekommst einen Sohn

Gabriel sagt ihr, dass sie ein Kind bekommen wird. Und nicht nur irgendein Kind. Sie wird den Sohn Gottes zur Welt bringen. Als Gabriel sagt: „Er wird der Sohn des Höchsten genannt werden“, fragt sie nicht, was das bedeutet oder warum sie für eine so hohe Ehre ausgewählt wurde. Keine dieser gewöhnlichen Sorgen scheint sie auch nur im Geringsten zu berühren.

Sie hat nur eine Frage, eine technische Angelegenheit, die sie geklärt haben möchte: „Wie soll das geschehen“,  fragt Maria den Engel, „da ich keinen Mann erkannte?“ Dies ist eine ganz natürliche Frage. Maria ist verlobt, aber nicht formell verheiratet. Wie kann sie dann schwanger werden und einen Sohn gebären?

Maria ist nicht auf der Suche nach einer Antwort. Es ist vielmehr der Ausruf einer überwältigenden Freude des Staunens. Sie glaubte, was der Engel sagte. Ihre einzige Frage hatte damit zu tun, wie es geschehen würde. Manchmal können wir einfach nicht glauben, was uns geschieht. 

In jedem Leben gibt es Momente, in denen wir die Worte Marias wiederholen: „Wie könnte das sein? Dies sind Momente in unserem Leben, in denen sich neues Leben, neuer Sinn, neue Hoffnung, neue Freude und letztlich Gottes Gegenwart in den gewöhnlichen Umständen des Lebens offenbart.

Nachdem nun die große Frage geklärt ist, bleibt nur noch ein letztes Wort von Gabriel. Es ist die einzige Erklärung in der ganzen Bibel wie Maria Schwanger wurde: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (1:35). Der entscheidende Punkt in Gabriels Erklärung ist, dass das, was mit Maria geschehen wird, das Ergebnis des direkten Eingreifens Gottes sein wird. Der Heilige Geist ist der Vermittler dieser Geburt. 

Bei Gott ist nichts unmöglich

Da Maria wahrscheinlich Zweifel an all dem haben würde, macht Gabriel sie auf den Fall ihrer Verwandten Elisabeth aufmerksam. Sie ist jetzt im sechsten Monat schwanger, obwohl sie unfruchtbar gewesen war und sie und Zacharias beide in fortgeschrittenem Alter waren. Das heißt, sie waren beide zu alt, um Kinder zu bekommen, und doch erwartet sie durch ein Wunder Gottes ihr erstes Kind.

Nun sind diese Fälle natürlich nicht identisch. Maria ist ein Teenager und Elisabeth war vielleicht 75 Jahre alt; Elisabeths Empfängnis kam auf natürlichem Wege, während die von Maria durch den Heiligen Geist kam. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass beides Beispiele sind für menschliche Unmöglichkeiten, die durch das Wort und die Verheißung Gottes möglich wurden.

Der einfache Glaube eines Mädchens aus Nazaret

Maria war sehr real, mit sehr echten Zweifeln, sehr konkreten Fragen und sehr wahrem Glauben. „Ich bin die Magd des Herrn“, antwortete Maria. „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Maria sagte Ja. Ja zu Gott, Ja zum Unmöglichen, Ja zum Plan Gottes. Nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, blickte sie nie zurück.

Diese beiden Aspekte ihres Lebens sind vielleicht das Größte, was wir über sie sagen können: Maria sagte Ja zu Gottes Macht; sie sagte Ja zu dem Unmöglichen. Es ist immer noch wahr: „Bei Gott ist nichts unmöglich.“ Es ist auch wahr, dass jemand Ja sagen muss, sonst wird das Unmögliche nie geschehen.

Liebe Schwestern und Brüder, Das sollte uns in dieser Jahreszeit ermutigen, denn die Weihnachtsgeschichte ist von Anfang bis Ende voll von Wundern. Die Weisen sehen einen wundersamen Stern am Himmel und reisen nach Bethlehem. Die Engel singen zu den Hirten. Eine alte Frau bringt einen Sohn zur Welt. Eine Jungfrau wird schwanger. Ein böser König tötet alle klein Kinder in Bethlehem … außer dem einen, das er am liebsten töten wollte. Das Kind und seine Eltern werden in einem Traum vor dem bösen Plan des Königs gewarnt und entkommen gerade noch rechtzeitig nach Ägypten. Wunder gibt es viele in der ganzen Weihnachtsgeschichte. Amen.