Gedanken zum 28. Sonntag im Lesejahr C ( LK 17,11-19)

Liebe Schwestern und Brüder,

Die wundersame Heilung der 10 Aussätzigen geschieht nach dem Lukasevangelium aus der Ferne. Es ist bemerkenswert, wie wenig persönliche Interaktion beteiligt ist. Es gibt kein Ausstrecken der Hand, keine heilende Berührung, kein Machtwort, keine Glaubensdiskussion. Jesus befiehlt den Aussätzigen einfach, sich den Priestern zu zeigen; sie gehen hin, und sie werden geheilt. Der dramatische Schwerpunkt dieser Geschichte liegt also gar nicht auf dem Wunder, sondern auf dem, was folgt: das Danken oder sein Ausbleiben.

Nach dem Gesetz des Alten Testaments macht Aussatz einen Menschen nicht nur ansteckend krank, sondern auch rituell unrein. Deshalb müssen Aussätzige weit weg von der Gemeinschaft stehen. Das griechische Wort, das sie in ihrem verzweifelten Schrei an Jesus verwenden, lautet: Eleison! Erbarme dich! Es ist genau das Wort, das wir zu Beginn der Messe beten. Mit den Aussätzigen des Evangeliums rufen auch wir zu Jesus, denn auch wir erkennen, dass wir Gottes Erbarmen benötigen. 

Es ist gut, wenn wir uns eng mit diesem Aussätzigen identifizieren, denn was Jesus für ihn getan hat, ist ein Zeichen oder ein Vorzeichen für das, was er für jeden von uns getan hat. Wie der heilige Paulus es den Korinthern sagte: „Ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn und im Geist unseres Gottes“ (1Kor 6,11). Oder wie es der heilige Petrus in seinem ersten Brief ausdrückt: „Einst wart ihr nicht sein Volk; jetzt aber seid ihr Gottes Volk; einst gab es für euch kein Erbarmen, jetzt aber habt ihr Erbarmen gefunden“ (1Pet 2,10).

Im heutigen Text, nach der Heilung der zehn Aussätzigen, konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf einen der zehn, der als einziger zurückkehrt, Gott verherrlicht und sich zu Jesu Füßen niederwirft und ihm dankt. Erst nachdem er sich zum Dank niedergeworfen hat, erfahren wir, dass derjenige, der in diesem Grenzgebiet umkehrt, ein Samariter ist.

Undankbarkeit ist eine schlimme Sache. In einer seiner Predigten beschreibt der heilige Bernhard sie als „Feind der Seele“. Er stellt die Undankbarkeit als einen brennenden Wind dar, der die Quelle der Frömmigkeit, den Tau der Barmherzigkeit und den fließenden Strom der Gnade versiegen lässt (In Cant. Serm 51,6). Wo Undankbarkeit herrscht, sagt er, „wird das Verdienst entleert, die Tugend verkümmert, und die empfangenen Wohltaten gehen verloren“.

Der heilige Paulus sagt uns, dass wir unter allen Umständen danken sollen (I Thess 5,17), d.h. für alle Dinge. Es gehört zur Berufung eines jeden Christen  Gott zu danken und zu loben, auch im Namen derer, die ihn nicht kennen, und sogar im Namen der stummen Schöpfung. Wir danken ihm für unser Dasein, für die geschaffene Welt, in der wir leben, für die Nahrung, die wir essen, und die Luft, die wir atmen, für unsere Familie und unsere Freunde, unseren Beruf, unsere Gesundheit, für die Menschen, mit denen wir zusammenleben, für unser Land und seinen Frieden und Wohlstand.

Das griechische Wort, das Lukas für die Danksagung des Aussätzigen in der heutigen Geschichte verwendet, ist „Eucharistein“. Und wir sind jetzt hier, weil wir wissen, dass die beste Art und Weise, Gott für alle seine Gaben zu danken, in der Teilnahme an der Heiligen Eucharistie besteht. Hier wird die Selbsthingabe Christi bis zum Ende gegenwärtig: sein Leib, der für uns geopfert wird, sein Blut, das für uns vergossen wird. Hier schenkt uns Jesus sich selbst, nicht zum Teil, sondern ganz.

Jesus stellte eine sehr ergreifende und aufschlussreiche Frage: „Wo sind die neun?“ Neun der zehn Aussätzigen hatten an Jesus als Wundertäter geglaubt, wurden von ihrem Aussatz gereinigt und gingen, ohne Jesus zu danken und zu loben. Diese Männer waren zwar körperlich gereinigt, aber immer noch geistig krank. Nur der Samariter, der zurückkehrte, war durch seinen Glauben an Jesus geistig gesund geworden. Halten wir inne und prüfen wir, ob wir zu den neun gehören oder zu dem, einen, der zu Jesus zurückgekehrt ist um zu danken. Amen.