26. Sonntag im Lesejahr C – 25. September  HL. NIKOLAUS von der FLÜE

Im heutigen Evangelium erklärt Jesus die Bedingungen und Belohnungen seiner Nachfolge. Nachdem die Jünger die Aufforderung Jesu an den jungen Mann gehört haben, alles zu verkaufen und den Armen zu geben, sagt Petrus im Namen der anderen zu Jesus, dass sie alles verlassen haben und ihm gefolgt sind: „Was werden wir dafür bekommen“? Herr, wir haben alles verlassen. Was alles! Was hat Petrus für Jesus verlassen. Sein kaputtes Fischerboot und seine zerrissenen Netze, kaum der Rede wert; und doch, wie wird es geschätzt! Petrus hat etwas verlassen, das er in seinem Leben für sehr wichtig hielt.

Obwohl Jesus sagt, dass man alles verlassen soll, um ihm nachzufolgen, empfinde ich es als widersprüchlich: Hat Jesus seine Eltern verlassen? Seine Mutter war bis zum Ende seines Lebens bei ihm, und er vertraute seine Mutter dem Jünger Johannes an. 

Wir kennen die Geschichte aus dem Lukasevangelium: Der zwölfjährige Jesus im Tempel von Jerusalem! Maria und Josef suchen verzweifelt nach ihm. Sie glauben, er sei verloren gegangen. Als sie ihn finden, fragt Maria: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht“. Er antwortet ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört“ (Lk 3,41-50).

Ein anderes Mal sagte jemand zu Jesus: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen. Jesus erwiderte ihm: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Ich denke, dass Jesus unter all diesen Umständen seine Familienmitglieder niemals verleugnet oder im Stich gelassen hat, sondern vielmehr ein neues Verständnis von Gott, dem Vater, geschaffen hat. Er stellte seine Beziehung zu Gott, dem Vater, über seine Beziehung zu seinen Eltern und Verwandten. Bei Jesus geht es nicht um Ablehnung, sondern darum, eine  neue Priorität zu setzen.

Was ist der Besitzt von Jesu? Nichts! Die Vögel und Tiere dieser Welt haben mehr Besitz als Jesus. „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann“, sagt Jesus. 

Die Verheißungen Jesu beziehen sich auf die Apostel, diese auf alle Christen, die ihr liebstes Vergnügen für Christus aufgegeben haben. Er verspricht ihnen, dass sie in diesem Leben hundertfach belohnt werden: Wie? Nicht formell, sondern endlich: nicht nach der Art, sondern nach der Würde; nicht nach der Sorte, sondern nach dem Ähnlichen; nicht hundert Brüder oder Schwestern oder Länder, sondern  vor allem:  er wird in Gott das haben, was ihm alle Geschöpfe nicht wären, auch wenn sie hundertfach vermehrt würden.

Kann man diese Worte Jesus begreifen und befolgen? Sicher, ja man kann. Ein Mann nahm diese Aussage von Jesus wörtlich. Er fand die Kraft des Wortes Gottes in seinem Leben. Er wurde von der Lehre Jesu fasziniert und überzeugt. Er erkannte seine Berufung, das Wort Gottes zu verkünden.

Er richtete seine Aufmerksamkeit nicht auf materielle Dinge, sondern öffnete seinen Horizont für die Bedürftigen. Er träumte von Frieden, Frieden zwischen Ländern und Völkern. Im Innern des Mannes lebte die Unruhe, die ihn in die Nähe Gottes drängte. Endlich verließ er alles was er besaß, sein Haus, seine Frau Dorothee und 10 Kinder und sein ganzes Vermögen. Er wurde Einsiedler. Die Kraft seines Gebets, seine tiefe Gottverbundenheit wirkte große Wunder. Und aus dieser gottergebenen Stille stammte das starke berühmte Gebet, das viele Herzen tief berührte: Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir. Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir, gib alles mir, was mich fördert zu dir, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir. Wir sollten nicht seine Berufung nachahmen wollen, weil jeder Christ in der Nachfolge Jesu an seinem eigenen Ort lebt und wirkt. Die Fürbitte des heiligen Bruder Klaus möge uns alle Zeit beschützen und begleiten. Amen.