Gedanken zum 14. Sonntag, Lesejahr C (LK 10,1-9)

Das heutige Evangelium erzählt von den zweiundsiebzig, die Jesus aussandte. Dies war eine Art „Praktikum“, eine Ausbildungszeit, während Jesus noch bei ihnen war. Jetzt warnt er sie, dass er sie als wehrlose Lämmer inmitten von Wölfen aussendet. Sie sollen darauf vertrauen, dass Gott für ihre Bedürfnisse sorgen wird, und sie sollen sich nicht mit Besitz belasten. Ihr Auftrag ist dringend und erfordert ihre volle Aufmerksamkeit.

Er schickt sie nicht als Verkäufer von Tür zu Tür, um Zeitschriftenabonnements oder Gartendienstleistungen anzubieten. Er sagt ihnen, sie sollen hingehen und allen, die es empfangen wollen ‚Frieden- Schalom‘, bringen und der Rest ihrer Botschaft ist ziemlich direkt und einfach: „Das Reich Gottes ist nahe bei euch.“ In jedes Haus, das sie betreten, sollen sie zuerst sagen: „Friede diesem Haus!“ Der angebotene Friede ist mehr als ein einfacher Gruß. Er ist ein substantielles Geschenk – der Friede Gottes. Ein Heilsgeschenk, das diejenigen segnet, die es empfangen und das zum Geber zurückkehrt, wenn er es ablehnt.

Jesus sandte die Zweiundsiebzig nicht aus, um die Städte zu verändern, in die sie gehen würden, sondern einfach, um seinen Frieden anzubieten. Diese Friedensangebote der Jünger hingen nicht davon ab, wer die Empfänger sein würden, ob sie ihrer Taten würdig waren, oder wie sie darauf reagieren würden.

Ich glaube, die meisten von uns haben ein zu kleines und zu enges Verständnis von Frieden. Wir beschränken den Frieden auf eine bestimmte Reihe von Verhaltensweisen, und das sind in der Regel die Verhaltensweisen, die wir von der anderen Person erwarten oder wünschen. Wir denken, dass Frieden die Abwesenheit oder Beseitigung von Konflikten ist. Wir glauben, dass Frieden eintritt, wenn die betreffende Person oder Gruppe etwas ändert oder aufhört zu tun. Letztlich machen wir den Frieden von unserer Fähigkeit abhängig, andere zu verändern oder zu kontrollieren. Wir überlassen es anderen, zu entscheiden, ob unsere Herzen im Frieden oder im Krieg sind. Das ist Wahnsinn und funktioniert nicht.

Wie oft weist Jesus uns an, andere Menschen zu verändern? Er tut es nicht. Das mag unser Weg sein, aber es ist nicht sein Weg. Die Realität ist, dass wir nicht die Macht haben, andere zu ändern. Und wenn wir es tun, erreichen wir keinen Frieden, sondern mehr Gewalt. Jesus verbringt jedoch viel Zeit damit, uns zu lehren, uns selbst und unser Verhalten gegenüber anderen zu ändern. Das ist die Veränderung des Herzens, die den Kern des Friedens ausmacht. 

Der Friede Gottes ist anders als der Friede der Welt. Biblischer Friede ist mehr als ein Zustand innerer Ruhe; er ist ein Zustand der Ganzheit und Vollständigkeit.  Diesen Friede können wir nicht selber schaffen; er ist eine Frucht des Geistes. Gott ist die Quelle des Friedens, und einer seiner Namen ist Jahwe- Shalom, das bedeutet: „Der Herr ist der Friede“ (Ri 6,24). Jesus ist der Friedensfürst (Jes 9,6) und er gibt uns den Frieden auf dreifache Weise.

Frieden mit Gott

Jesus ist unser Friede mit Gott (Röm 5,1). Aufgrund unserer Sünden waren wir Feinde Gottes und waren von ihm getrennt aber Jesus stellte unsere Beziehung wieder her, als er unsere Sünden auf sich nahm und für uns am Kreuz starb (Eph 2,14). Er hat einen Weg zur Versöhnung mit Gott geschaffen, und jetzt sind wir mit Gott verbunden und können mit ihm Gemeinschaft haben (1 Joh 1,3).

Frieden mit anderen

Jesus ist unser Friede mit den anderen. In ihm haben wir Versöhnung mit anderen, leben in Frieden mit ihnen, haben Gemeinschaft miteinander (1 Joh 1,9) und können mit anderen in Einigkeit und Eintracht durch die Bande des Friedens leben (Eph 4,3). Er befähigt uns durch seinen Geist, mit unseren Nachbarn, Freunden und Feinden Frieden zu stiften.

Frieden mit uns selbst

Jesus ist unser innerer Friede. In ihm sind wir eine neue Schöpfung (2 Kor 5,17), und er macht uns ganz und vollständig wie er (Phi 1,6). Wenn Prüfungen kommen, um uns zu zerreißen, ist er unser Friede, der uns zusammenhält (Joh 16,33). Friede beginnt nicht mit unserem Verhalten zueinander, sondern mit der Art und Weise, wie wir zueinander stehen, wie wir einander als Menschen sehen, die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind.

Die einzige Person, über die wir Macht haben oder die wir ändern können, sind wir selbst. Sie und ich sind selbst dafür verantwortlich, ob wir mit dem Herzen im Frieden leben können. Amen.