Gedenken zu Pfingsten, Lesejahr C (Joh 14, 15-26)

Liebe Schwestern und Brüder

Jesus ist das größte Geschenk Gottes an die Welt (Joh 3,16). Aber Gott war mit seinen Gaben noch nicht fertig! Jesus verkündigte seinen Jüngern bei seinem letzten Abendmahl, dass Gott vorhatte, ihnen noch etwas zu geben – ein ganz besonderes, sehr persönliches und einzigartiges Geschenk: den Heiligen Geist. Jesus sagte den Jüngern: „Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit.“

Am Pfingsttag erfüllte sich die Verheißung, die Jesus gegeben hatte. Jesus wies die Apostel und die Gläubigen an, in Jerusalem auf die Kraft des Heiligen Geistes zu warten. Er sagte ihnen: sie sollten warten und beten. Vielleicht fragten sie sich, ob es wirklich geschehen würde.  Jesus war fortgegangen, und das Warten ist schwer. Gottes Verheißungen lassen auch bei uns oft auf sich warten, aber wir müssen darauf vertrauen, dass der Zeitpunkt immer richtig ist.

Nach Pfingsten waren diese verängstigten Männer plötzlich auf wundersame Weise befähigt, den Dienst, den Jesus begonnen hatte, fortzusetzen – und zwar genau in der Stadt Jerusalem, in der Jesus kurz zuvor hingerichtet worden war.

Pfingsten ist nicht nur ein einmaliges Ereignis in der Geschichte und beschränkt sich nicht auf die biblischen Geschichten. Pfingsten ist die Art und Weise, wie Gott ist und handelt. Das ist es, was in unserem täglichen Leben geschieht. Pfingsten ist die Verheißung, dass heute jemand bei uns ist, der uns ins Ohr flüstert, an die Tür unseres Herzens klopft und uns bei der Hand nimmt.

Im Bezug auf Pfingsten suchen wir allzu oft nach dem Außergewöhnlichen, nach einer einmaligen Erfahrung, einem einmaligen Erlebnis. Aber vielleicht ist das Pfingstwunder nicht der rauschende Wind, die gespaltenen Feuerzungen oder die magische Beherrschung fremder  Sprachen.

Vielleicht besteht das wahre Pfingstwunder darin, dass Gott atmet und Herzen, Seelen, Verstand und Körper mit seinem eigenen Geist und Leben erfüllt. Gott atmet und seine außergewöhnliche Kraft erfüllt alles und wirkt in ganz gewöhnlichen Menschen auf ganz gewöhnliche Weise und verwandelt das Leben.

Der Beistand, sie oder er ist heute hier. Sie oder er wird morgen und übermorgen und überübermorgen wiederkommen.  Wir alle brauchen einen Beistand. Dieser Beistand erinnert uns jedoch nicht nur an das, was Jesus gesagt hat. Und der Beistand ist kein formloses, unsichtbares, “ewiges Wesen, das hoch über der Erde schwebt“. Es ist ein Leben, das in und mit dem Geist Gottes gelebt wird. Dieser Beistand besteht darauf, dass wir den Worten und dem Leben Jesu in unserem Leben durch unsere Gedanken, Worte und Taten eine Existenz verleihen. 

Beistand besteht immer aus Liebe und bekräftigt das Leben. Wenn jemand deinem Leben zuhört, sich über deine Freuden freut oder über deine Verluste weint, ist der Helfer bei dir. Wenn du liebst oder geliebt wirst, ist der Helfer da. Wenn jemand eine Wahrheit ausspricht oder einen Ratschlag gibt, der dir hilft, dein Leben zu ändern, setzt er oder sie sich für dich ein. Wenn du Worte der Hoffnung aussprichst, die Bedürfnisse und Sorgen eines anderen genauso ernst nimmst wie deine eigenen, oder für einen Mitmenschen betest, dann bist du sein oder ihr Fürsprecher. 

Wenn jemand fragt: „Geht es dir gut? Brauchst du etwas?“, dann ist auch das der eine guter Beistand des Lebens. Die Mitarbeiter und Freunde können mit ihrer Anerkennung und Worten der Dankbarkeit als Bekenntnis der Liebe ein guter Beistand sein. 

Auch wir könnten ein Beistand sein! Schau dich um! Betrachte die konkreten Bedingungen deines Lebens, deiner Beziehungen und deiner Welt. Schau mal zu den Orten des Schmerzes, des eingeschränkten Lebens oder der Abwesenheit. Wo könnte ich jemandem beistehen mit der Hilfe des Heiligen Geistes? Amen.