Gedanken zum 6. Ostersonntag, Lesejahr C (Joh 14, 23-29)

Der Friede, den Jesus schenkt!

Liebe Schwestern und Brüder

Im heutigen Evangelium verspricht Jesus seinen Jüngern ein großes Geschenk: Den Frieden!

Er gibt ihnen seinen Frieden, damit sie angesichts von Schwierigkeiten keine Angst haben müssen. Hier bedeutet „Frieden“ nicht nur die Abwesenheit von Konflikten, sondern auch das viel umfassendere Konzept des Schalom, des totalen Wohlbefindens der Person und der Gemeinschaft. Der Friede, den Jesus versprochen hat, kann von keinem Menschen auf Erden angeboten werden.

Die Realität sieht so aus: Manche Herzen sind beunruhigt und haben Angst. Einige sind wütend. Einige sind skeptisch und zynisch. Manche brechen vor Mitleid zusammen und manche verhärten sich. Das ist kein Urteil über irgendjemanden. Es ist einfach eine Anerkennung dessen, was geschieht, und unser Bedürfnis nach dem Frieden von Jesus. Wir brauchen seinen Frieden in uns und zwischen uns.

Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass der Friede Jesu diese Situation beheben und alles besser machen wird. Aber ich glaube nicht, dass der Friede Jesu genau das tut. Bei seinem Frieden geht es nicht unbedingt um die Abwesenheit oder Beendigung von Konflikten, um die Lösung unserer Probleme oder um Einmütigkeit und Übereinstimmung. Bei seinem Frieden geht es mehr um das, was in uns vorgeht, als um das, was um uns herum geschieht.

Für die meisten von uns bedeutet Frieden, einen Konflikt oder eine schwierige Situation zu lösen. Normalerweise verlangen wir jedoch, dass andere sich zu ändern. Wir wollen ändern, was er oder sie sagt, tut oder glaubt. Wir denken vielleicht, dass wir immer perfekt sind und alles gut machen. Aber andere sind es nicht! Sie müssen sich ändern. Bei Jesu Frieden geht es nicht darum, jemand anderen zu verändern, sondern uns selbst. Wir haben nicht die Macht, das Herz eines anderen zu ändern, nur unser eigenes. Unser eigenes Herz ist das einzige, das wir ändern können. Ich frage mich, ob wir bereit sind, dem Frieden Jesu aufzunehmen, unsere Herzen zu verändern.

Ein Herz, das in Frieden ist, sieht den anderen auch inmitten von Konflikten und Meinungsverschiedenheiten als menschliches Wesen. Wenn mein Herz in Frieden ist, sind die Hoffnungen, Ängste, Sorgen und Bedürfnisse der anderen für mich genauso real wie meine eigenen. Wenn sich mein Herz jedoch im Krieg befindet, ist der andere ein Objekt, ein Problem, ein Hindernis oder irrelevant für mich.

Werden wir mit unseren Herzen in Frieden oder im Krieg leben?

Das ist die Frage, die jeder von uns beantworten muss, und das tun wir auch. Jeden Tag beantworten wir diese Frage, und unsere Antwort auf diese Frage bestimmt, wie wir uns anderen gegenüber verhalten. Wir wollen mit einem Herzen in Frieden leben. Und das ist nicht immer einfach. Es bedeutet, dass wir vielleicht schwierige Veränderungen in unserem Denken, unserer Einstellung, unserem Sprechen und unserem Handeln vornehmen müssen.

Der Friede, den Jesus angeboten hat, hat einen anderen Charakter als wir denken. Er steht auf der Seite der Humanität. Ist das nicht der Ruf des Evangeliums? Ist es nicht das, wo Jesus steht? Immer wieder entschied sich Jesus dafür, in seinem Verhalten anderen gegenüber richtig und gut zu sein. Jesus stand denen bei, die in Not waren, und reichte ihnen die Hand: Er rief die Apostel auf, „wegzugehen“ und „eine Weile auszuruhen“, denn „sie finden nicht einmal Zeit zum Essen“ (Mk 6,30-32). 

Er hatte Mitleid mit den Fünftausend und gab ihnen zu essen, als die Jünger sie wegschicken wollten, um anderswo Nahrung zu finden (Mt 14,13-21). Er identifizierte sich mit den Hungrigen, den Durstigen, den Fremden, den Nackten, den Kranken, den Gefangenen und sagte, dass das, was wir für sie tun oder nicht tun, das ist, was wir für ihn tun oder nicht tun (Mt 25,31-46). Er entschied sich, diejenigen zu berühren, die das Gesetz für unberührbar erklärte (Lk 5,12-13).

Der Friede ist mein Geschenk an euch und dann sagt Jesus: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht“ (Joh 14, 27). Die Verheißung des Beistands, des Heiligen Geistes, wird einen Frieden bringen, der die Angst der Jünger vor der sich entfaltenden Dunkelheit vertreiben wird. Der Heilige Geist steht denjenigen zur Verfügung, die an Jesus glauben und seinen Wegen des Friedens folgen, als Tröster und Führer.

Dieser Friede, den Jesus schenkt, ist eine Herausforderung für uns, mit einem friedlichen Herzen zu leben und uns anderen gegenüber gerecht zu verhalten. Jesus hat uns seinen Frieden gegeben. Was werden wir jetzt mit ihm anfangen? Amen.