Gedanken zum 4. Ostersonntag Jesejahr C (Joh 10, 27-30)

„Meine Schafe hören auf meine Stimme; Ich kenne sie, und sie folgen mir“.

Liebe Schwestern und Brüder

Der vierte Sonntag der Osterzeit, bekannt als der Sonntag des Guten Hirten, ist auch der ‚Weltgebetstag für Berufungen‘. Jedes Jahr betrachten wir an diesem Sonntag das Bild von Jesus als dem Guten Hirten, der sich hingebungsvoll und gnädig um seine Herde kümmert.

Im heutigen Evangelium hören wir die tiefe Offenbarung Jesu, dass Gott uns in allen Stürmen und Schwierigkeiten des Lebens ‚halten‘ will.  Jesus, als unser guter Hirte, bietet uns doppelten Schutz.   Er versichert uns, dass wir in seinen Händen sind und nichts uns von ihm wegnehmen kann.  Er versichert uns auch, dass wir auch in den Händen des Vaters sind, so sind wir sicher in Geborgenheit.  

Diese Worte Jesu geben uns das warme Gefühl, dass sich jemand um uns kümmert, sich für die Geschehnisse in unserem Leben interessiert, mitfühlt und uns ermutigt. Jesus erzählt uns von der sehr persönlichen und innigen Beziehung, die er zu uns hat. Im Alten Testament wird das Bild des Hirten häufig sowohl auf Gott als auch auf die Führer des Volkes angewandt (Ps 23Jes40,11; Jer 23,1;   Ez 34,2).

Im Neuen Testament bezeichnet sich Jesus als der gute Hirte (Joh 10,11-18). Mit dieser Aussage stellt sich Jesus als der gute Hirte seiner Herde vor. Er kennt seine Schafe und seine Schafe hören seine Stimme: So wie die palästinensischen Hirten jedes Schaf ihrer Herde beim Namen kannten und die Schafe ihren Hirten und seine Stimme, so kennt Jesus jeden von uns, unsere Bedürfnisse, unsere Vorzüge und unsere Fehler. Er liebt uns so, wie wir sind, mit all unseren Grenzen, und er erwartet von uns, dass wir seine Liebe erwidern, indem wir seine Worte befolgen. Er spricht zu uns in jeder Messe, durch die Bibel, durch unsere Pastoren, durch unsere Eltern, durch unsere Freunde und durch die Ereignisse unseres Lebens. Gott flüstert zu uns durch unsere Freude, er spricht zu uns in unserem Gewissen, und er ruft zu uns in unserem Schmerz!

Er schenkt uns, seinen Schafen, das ewige Leben, indem er uns in seinen Schafstall aufnimmt und uns durch die Taufe den Glauben schenkt, den er dann in der Firmung stärkt. Er gibt unseren Seelen Nahrung in der Heiligen Eucharistie und in den göttlichen Worten der Heiligen Schrift. Er segnet unsere Gesellschaft durch die Sakramente. Er beschützt seine Schafe, indem er sie in die liebenden Hände seines allmächtigen Vaters gibt. Ohne ihn, der uns führt und beschützt, wären wir leichte Opfer für die negativen Kräfte dieser Welt.

Die Kirche begeht heute den Weltgebetstag für geistliche Berufe: Damit es auch in unserer Kirche Hirten gibt. Gute Hirten. Menschen, die ein Herz haben für die Herde unseres Herrn. Menschen, denen es nicht ums Herrschen geht, sondern ums Leiten und Führen. Menschen, die sich in erster Linie nicht um sich selbst sorgen, sondern um „die anderen“, um die Herde.

Jeder, dem die Sorge für andere anvertraut ist, ist ein Hirte. Daher sind Pastoren, Eltern, Lehrer, Ärzte, Krankenpfleger, Regierungsbeamte usw. alles Hirten. Wir werden gute Hirten, indem wir die uns Anvertrauten lieben, für sie beten, unsere Zeit und unsere Talente für ihr Wohlergehen einsetzen und sie vor körperlichen und geistigen Gefahren bewahren.

Denn Hirten und Hirtinnen, die fallen doch nicht einfach vom Himmel herunter, sondern die müssen „wachsen“ –  in Familien und Gemeinden. Und Menschen, die einmal Hirtinnen und Hirten sein sollen, die müssen gute Vorbilder finden – unter uns: Unter den Eltern in den Familien, im Kindergarten, in der Schule, bei den Nachbaren und in unseren Kirchgemeinden. Amen.