Gedanken zum 2. Sonntag nach Weihnachten C (Joh 1, 1-5.9-14)

Liebe Schwestern und Brüder

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Das ist die Weihnachtsgeschichte. Es ist die Geschichte, die Johannes im heutigen Evangelium erzählt. Das Johannesevangelium beginnt mit einem schwungvollen Prolog, der große Behauptungen darüber aufstellt, wer Jesus ist und welche kosmische Bedeutung er hat.

Es geht um das Wort, das Fleisch geworden ist, um Licht, das in der Dunkelheit leuchtet, und um Gnade über Gnade. „Das Wort“, als Gott selbst, als Mitschöpfer mit dem Vater! Es ist eine Schöpfungsgeschichte, eine „Im Anfang“-Geschichte, eine Geschichte des Werdens und des Hervorrufens von Leben. Hier führt Johannes das Thema des Konflikts zwischen spirituellem Licht und Dunkelheit ein, das sein ganzes Evangelium durchzieht. Hier stellt das Licht Christi das Leben dar und bringt es in die Welt.  Das Licht ist voll von unvergänglichem Leben.

Das Wort wurde Fleisch, Gott wurde einer von uns, um uns zu überzeugen, dass Gott sich um uns kümmert. Ein Gott, dessen Ziel es nicht ist, dass wir alle so werden wie er, sondern der so werden will wie wir, ein Mensch.

Weil das Wort Fleisch geworden ist, war Jesus in jeder Hinsicht wie wir, mit Ausnahme der Sünde. Er hatte sogar die gleichen Gefühle wie wir.  Er liebte andere Menschen, Martha, Maria und Lazarus. Er weinte, wenn es ihm sehr weh tat; als sein Freund Lazarus starb und vor dem Einzug in Jerusalem, als er wusste, dass die Stadt ihn nicht als Messias akzeptieren würde. Jesus hatte Mitleid mit den Menschen, als er sie leiden sah  und als sie hungrig waren, vermehrte er die Brote und Fische. Er wurde zornig, wenn Menschen den Tempel für falsche Zwecke benutzten. Er brauchte Gesellschaft, und so nahm er Petrus, Jakobus und Johannes bei vielen Gelegenheiten mit auf seine Seite, und Johannes war sein engster Freund. Wenn Johannes sagt, das Wort sei Fleisch geworden, dann meint er das wirklich.

Die Menschwerdung Gottes, die Verkörperung Gottes im menschlichen Leben, das fleischgewordene Wort, ist nicht auf Jesus beschränkt. Jesus ist das Bild, das Muster, der Ursprung dafür, wie das fleischgewordene Wort aussieht. Und wir schauen auf dieses Bild, damit wir es in uns selbst und in den anderen erkennen können.

Wir sehen, wie Jesus das Wort Gottes in seinem Leben verkörpert. Er verkörpert Vergebung, Liebe, Barmherzigkeit, Frieden, Sanftmut, Gewaltlosigkeit, Weisheit, Mitgefühl und Großzügigkeit. Er ist unser Weg, unsere Wahrheit, unser Leben. Er verkörpert, wer wir sind und was wir werden können.

Die Weihnachtsgeschichte, wie sie von Johannes erzählt wird, ist nicht nur eine Geschichte von etwas, das Gott geschehen lässt. Es ist eine Geschichte, in der Gott ruft. Es ist eine Geschichte, in der Gott dazu aufruft, dass das Wort Fleisch wird. Es ist Gott, der darauf besteht, dass Gottes Wort in der Einzigartigkeit eines jeden von uns zur Existenz kommt. Amen.