Gedanken zum 1. Adventssonntag C (Lk 21:25-28.34-36)

Liebe Schwestern und Brüder

Während sich das Jahr 2021 seinem letzten Monat nähert, hoffen wir auf einen guten Neuanfang. Wir hoffen, dass die Pandemie, die viel zu viele Menschenleben gekostet, uns von Familie und Freunden getrennt und sogar unsere Lebensgrundlage eingeschränkt hat, bald zu Ende sein wird. Dies alles breitet uns Sorgen für die Zukunft.

Da lenkt der erste Adventssonntag unsere Aufmerksamkeit auch auf die Zukunft. Das Wort Advent – es ist ein lateinisches Wort, „advenio“ – bedeutet „das Kommen“. In dieser Zeit des Jahres kommt also etwas oder jemand auf uns zu. Wenn wir daran denken, was kommt, denken wir meistens an Weihnachten und die Geburt Jesu. Und das ist es auch, aber ich glaube, es ist mehr als das. Im heutigen Evangelium spricht Jesus vom: „Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen.“ Ich denke, das ist eine Metapher für die Zukunft.

Ich spreche nicht von der absehbaren Zukunft, sondern von der ungewissen Zukunft. Wir alle haben beides. Sehr oft fragen wir: „Was hast du morgen vor? Was hast du vor?“ Oder wir sprechen darüber, was wir am Wochenende, im Sommerurlaub oder sogar im Ruhestand machen wollen. Wir sprechen über die absehbare Zukunft, die Zukunft, die wir planen und über die wir eine gewisse Kontrolle haben, die Zukunft, auf die wir hinarbeiten. Mit frühzeitiger Planung, gesundem Menschenverstand, ein wenig Arbeit und ein wenig Glück können wir davon ausgehen, dass die Zukunft so sein wird, wie wir sie planen. Sie ist in unserer Macht und unter unserer Kontrolle.

Ich glaube aber, dass jeder von uns schon einmal gespürt hat, dass sich eine unvorhersehbare Zukunft auftut und unser Leben für immer verändert. So hat sich sicherlich auch Maria gefühlt, als Engel Gabriel ihr ankündigte, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen würde. Sie spürte die Unmöglichkeit einer Zukunft, die sie sich nie vorstellen konnte. „Wie kann das sein?“ Haben Sie sich diese Frage nicht auch schon einmal gestellt?

Die unvorhersehbare Zukunft birgt immer die Möglichkeit des Unmöglichen. Die unvorhersehbare Zukunft entfaltet sich jedoch immer, ruft uns immer nach vorne und verlangt von uns immer eine Antwort. Wir sollten sie also nicht vorschnell als gut oder schlecht, freudig oder traurig, erwünscht oder unerwünscht bezeichnen oder beurteilen. Wir wissen es einfach nicht. Wir können das Unmögliche nicht benennen.

Im Advent kommt die unvorhersehbare Zukunft zu uns als „Chance für etwas Neues, für eine neue Geburt, für die Erwartung, die Hoffnung auf eine verwandelbare Zukunft“. Der Advent verspricht keine Flucht aus den Umständen unseres Lebens oder der Welt. Die Verheißung des Advents, die Möglichkeit des Unmöglichen, wird inmitten dieser Umstände offenbart und erfüllt. So Advent heißt also: Bereitschaft für Neues. Offenheit für das, was kommen will – was von Gott her auf uns zukommen will.

Deshalb beginnen wir an diesem 1. Adventssonntag ein neues Kirchenjahr. Wir fangen an, die Sonntage neu zu zählen. Wir zünden neue Kerzen an. Wir tragen Gewänder in der Farbe der Buße – als Zeichen dafür, dass auch wir bereit sind für einen neuen Anfang – mit Gott.

Wir sollten offen bleiben für die Möglichkeit des scheinbar Unmöglichen, für eine Zukunft, die wir uns nicht vorstellen können. Ich spreche von dem Ruf des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, des Mutes, des Mitgefühls, der Schönheit, der Vergebung und der Heilung – als Stimme des Advents. Sie spricht von der Möglichkeit eines neuen Lebens, eines verwandelten Lebens, und sie ruft uns von den unwahrscheinlichsten und unmöglichsten Orten unseres Lebens zu. 

Wenn wir den Advent zu einer Zeit der Gnade und des Heils werden lassen, werden wir eine neue Freude an der Feier des Weihnachtsfestes erleben und nicht mit Angst, sondern mit echter Hoffnung in die Zukunft blicken. Möge Gott uns eine heilige Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest schenken, und möge Gott uns segnen und uns immer in seiner Liebe bewahren! Amen.