Gedanken zum 5. Sonntag im Jahreskreis B (MK 1, 29-39)

Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus

Liebe Schwestern und Brüder

Jeder liebt es, wenn Jesus vorbeikommt. Seine Anwesenheit bringt Überraschungen.  Dinge geschehen. Schwiegermütter werden geheilt. Die Kranken werden geheilt. Dämonen werden ausgetrieben. Leben werden verändert. Das gilt nicht nur für die Menschen in Kafarnaum zur Zeit Jesu, sondern auch für uns hier und jetzt.

Er kommt in unser Haus

Jesus kommt in unser Haus so sicher, wie er in das Haus von Simon und Andreas ging. Ich möchte Ihnen von einigen Häusern erzählen, die er besucht hat.

Ich kenne einen Mann, der ein Alkoholiker war.  Er hat mit dreizehn Jahren angefangen zu trinken.  Jetzt ist er 37 und führt ein vorbildliches Leben mit seiner Frau und zwei Kindern. Er sagte mir, dass er eines Tages betete und Jesus den Zwang zu trinken von ihm nahm. Seitdem ist er nüchtern. Ich erinnere mich an eine Frau, die eine Vision von Jesus hatte, der seine Hand ausstreckte und sie an die Hand nahm. Sie hatte einen Gehirnschlag und konnte ihre Hände nicht mehr richtig heben. Nach dieser unvorstellbaren Erfahrung konnte sie die Hände richtig heben und war in der Lage, alle Arbeiten wieder auszuführen.

Ich habe die Erzählungen von Männer und Frauen gehört, wie Jesus sie zum spirituelles Leben berufen hat. Einige von Ihnen haben mir von Erfahrungen der Gelassenheit und des Friedens erzählt, die die Gegenwart Jesus veranlasst hat. Ich weiß von Diagnosen, die sich ohne ersichtlichen medizinischen Grund geändert haben.

Die Erfahrungen sind real

Das kommt vor. Diese Erfahrungen sind real. Jesus ist gegenwärtig und aktiv in unserem Leben und in der Welt. Das ist die Art von Dingen, wie der Evangelist Markus uns sagt, für die die Menschen an der Tür von Jesus stehen. Der Glaube kommt in solchen Momenten ein wenig leichter. Jesus ist real. Seine Gegenwart ist spürbar. Ergebnisse werden gesehen. Alles wird gut.

Sie wissen so gut wie ich, dass es Zeiten gibt, in denen das Leben einfach nur hart ist. Es geht nicht nach unserem Willen. Es passieren Dinge, die wir nie gewollt haben. Der Glaube ist schwierig und seine Ergebnisse sind nicht so greifbar. In diesen Zeiten scheint es, als gäbe es nur Dunkelheit und Jesus ist nirgends zu sehen. Einige werden annehmen, dass er sie verlassen hat. Sie werden ihren Glauben aufgeben. Sie werden die Kirche und Jesus selbst aufgeben. Was tun wir also, wenn Jesus nicht anwesend ist und wir uns ganz allein fühlen? Das ist die Frage in der nächtlichen Dunkelheit.

Gemäß dem heutigen Evangelium wird diese Zeit kommen. Jesus wird in den frühen Morgenstunden aufstehen, während es noch sehr dunkel ist, und an einen einsamen Ort gehen. Hier geht es jedoch nicht darum, dass Jesus flieht oder weggeht. Es geht um das Gebet; seins und unseres. Es geht nicht mehr darum, was um uns herum oder mit uns geschieht, sondern was in uns geschieht.

Unabhängig davon, wie dunkel es scheinen mag, verlässt Jesus uns nie. Er mag sich zurückziehen, aber das bedeutet nicht, dass er abwesend ist. Sein Rückzug ist in Wirklichkeit eine Einladung für uns, an einen neuen Ort zu gehen, an den einsamen Ort. Es ist ein einsamer Ort; ein Ort, an dem es nur das Gebet gibt. Dort sind wir allein mit unserem Gedanken im Gebet.

Die einsamen Orte des Lebens

Wir alle haben einsame Orte in unserem Leben. Für manche ist es das Akzeptieren der Einschränkungen, die Alter und Krankheit mit sich bringen. Andere haben mit zerbrochenen Beziehungen zu kämpfen. Einsamkeit und Trauer sind für manche Menschen einsame Orte. Jeder von uns könnte seine eigenen Wildnisse und Wüsten benennen.

Die meisten von uns mögen die einsamen Orte nicht. Wir neigen dazu, sie zu meiden. Es sind leere Orte, die unheimlich und gefährlich sein können. Wir können uns nirgendwo verstecken. Wir müssen uns dem stellen, wer wir sind und wer wir nicht sind. Wir werden mit den Dingen konfrontiert, die wir getan und nicht getan haben. Unsere Sorgen und Verluste werden an dem einsamen Ort entblößt. Es ist auch der Ort, an dem unsere vollkommene Heilung geschehen kann.

Die Orte des Gebets

Jesus geht zu den einsamen Orten unseres Lebens, um uns dorthin zu führen. Wenn er nicht zuerst ginge, wenn er uns nicht an diesen Ort einladen würde, so ist meine Vermutung, dass keiner von uns jemals dorthin gehen würde. Die einsamen Orte unseres Lebens sind die Orte des Gebets von Jesus. Sie sind der Ausgangspunkt für seine Botschaft der guten Nachricht. Die gute Nachricht kommt von den leeren und einsamen Orten. Jesus wird diesen Ort verlassen, um seine Botschaft in den benachbarten Städten zu verkünden. 

„Alle suchen dich!“, sagten Simon und seine Begleiter zu Jesus. Doch Simon und seine Gefährten waren die einzigen, die ihn fanden. Vielleicht waren sie die einzigen, die bereit waren, zu dem Ort zu gehen. Ich frage mich, wo wir suchen werden, wenn die Nacht unseres Lebens kommt. Gehe ich an die einsamen Orte meines Lebens, Orte, die ich für unfruchtbar, leer, trostlos halte, denn werde ich dort Jesus finden, betend. Amen.