Gedanken zum 21. Sonntag A (Mt 16: 13-20)

„Aber, für wen haltet ihr mich?“

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Im heutigen Evangelium stellt Jesus seinen Jüngern zwei Fragen. Die erste: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“. Und die zweite: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“. Die Jünger beantworten die erste Frage, indem sie einige Namen aus der Vergangenheit auflisten: Johannes der Täufer, Elija und Jeremia oder einer der Propheten. Petrus beantwortet die zweite Frage: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“

Die individuelle Antwort von Petrus legt nahe, dass jeder Gläubige eine persönliche Antwort geben muss. Wie wir auf diese Frage antworten, wird bestimmen, wie jeder von uns zu ihm steht, und wird etwas darüber zeigen, wer wir sind.

Auf diese Frage möchte ich einige der Antworten nennen, die ich gehört oder gelesen habe. Mein persönlicher Herr und Erlöser! Der Sohn Gottes! Der menschgewordene Gott! Er ist mein Leben, das Lied, das ich singe, mein Ein und Alles. Kumpel, Bruder, Freund, Tröster, Trainer, Lehrer und Beispiel. Der Copilot neben mir. Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden.

Irgendwann haben wir wahrscheinlich alle schon einmal erfahren, wer Jesus ist. Vielleicht habt ihr es von Priestern, Eltern, Kateketen, Lehrern, Freunden oder Gebetsgruppen gehört. Vielleicht habt ihr es in Büchern, im Schulunterricht oder auf Autoaufklebern gelesen. Einige der Antworten mögen hilfreich gewesen sein. Einige waren es nicht. Wie auch immer, die Frage bleibt!

Ich beabsichtige hier nicht, diese Frage für euch zu beantworten. Jeder von uns muss sie für sich selbst beantworten. Ich glaube nicht, dass Jesus von uns verlangt, dass wir die Antworten, die wir gehört oder gelesen haben, einfach wiederholen. Es handelt sich jedoch nicht um eine Theologie- oder Bibelprüfung. Wenn überhaupt, dann ist es eine Prüfung unseres eigenen Lebens.

„Aber, für wen haltet ihr mich?“. Dies ist keine einfache Frage. Die Frage ist nie nur akademisch oder abstrakt. Sie hat immer einen Kontext. In gewisser Weise sagt unsere Antwort so viel oder mehr über uns aus als Jesus. Sie offenbart, wie wir leben und wofür wir uns einsetzen. Sie leitet unsere Entscheidungen und bestimmt die Handlungen, die wir unternehmen, und die Worte, die wir sprechen. Sie beschreibt die Erwartungen und Anforderungen, die wir an Jesus stellen. Es geht weniger um unseren Intellekt aber mehr um unser Herz. Es geht mehr um Liebe als um Verständnis.

Wer Jesus war, als ich ein Kind war, ist anders als in meinen 30er Jahren oder wer er für mich heute ist. Es bleibt zu hoffen, dass er nächstes Jahr für mich anders sein wird als heute. Es ist nicht so, dass Jesus sich verändert hat. Ich habe mich verändert. Wir beschäftigen uns ständig mit seiner Frage, und dabei entdecken wir nicht nur Jesus neu, sondern entdecken auch uns selbst neu. Kardinal Newman sagte: „Leben heißt sich verändern, und perfekt sein heißt, sich oft verändert zu haben“.

Liebe Mitchristen! So kommt diese Frage auch an uns. Was antworten wir darauf? Wer ist Jesus für uns, für mich persönlich? Bei dem Bemühen zu erklären, wer Jesus ist, werden meine Worte nie ausreichen. Wir tun, was Petrus getan hat. Wir verlassen uns auf die Offenbarung des Gottes im Himmel. Wir bitten dem Heiligen Geist, in uns zu wirken, unsere Gedanken zu lenken und unsere Augen zu öffnen. Die Frage wird sich nie ändern, aber je mehr wir uns für die vielen Möglichkeiten da draußen öffnen, desto mehr werden wir entdecken, dass es viele schöne und angemessene Antworten gibt. Amen.